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Begrüßungen
"Hochverehrter Reisender, setzt euch zu uns und erzählt von euren Reisen."
"Setz dich, Läufer, sprich von deinem Weg"
"Iss und schweig, sprich und spiele später"
"Lass deine Trauer hinter dir für diese Stunde und trink mit uns den Schluck des Blutes."
"Tauche, schwimme, laufe, gleite, ganz nach deiner Art, doch sprich von deinem Weg"
"Das Glück sei mit dir, solltest du auch wieder gehen."
"Der Schrecken soll dein Herz nicht bedrücken. Komm und genieße den falschen Schutz unserer Zelte bis der Tod kommt."
"Ohne Hass betritt unser Haus, ohne Hass verlass es, unserer Tochter Schöße meide."
"Sollst du niemals Ruhe finden, wenn du diese Schwelle mit schlechtem Herzen überschreitest."
"Das Leben der Welt sei dein Leben, teile unsere Freude und unser Mahl."
"Wiedergeboren sollst du werden. Sitz und iss, dass du dein nächstes Leben findest."
Auf wie viele Arten doch der Reisende begrüßt wurde, dachte Laladia lächelnd, als er nun zum elften Male über die Schwelle eines fremden Hauses trat.
Vor erst zwei Monden war er aufgebrochen, nachdem ihn Trrask, der fahrende Händler, endlich die Sprache der Straßen und des Handels gelehrt hatte.
Während er sich setzte, den Kopf einzog, um nicht an die Decke zu stoßen, seinen Rucksack ablegte und die Flügel nach langer Reise endlich wieder auf dem Rücken faltete, sprachen die Bewohner des Hauses leise in ihrer Sprache miteinander. Die Blicke, mit denen sie ihn bedachten, während sie sprachen, behagten ihm nicht, aber er war bisher in jedem Dorf gut angenommen worden, und so seltsam die Begrüßung der Kleinwüchsigen auch war, glaubte er doch, schon seltsamere erlebt zu haben.
Sie setzten sich, dann erhob die Frau das Wort.
"Sprecht in der Sprache der Käufer! Es ist unhöflich, den Eintretenden auszuschließen."
Ihre Stimme war kräftig und hatte einen seltsamen Unterton, vielleicht war es aber auch nur ihr Akzent. Bei ihren Worten kicherten die beiden Kinder Laladia mit gierigen Augen an. Der Größte der Familie, der Laladia immernoch nur zur Hüfte reichte, aber trotz seiner geringen Höhe breitschultriger war, stand auf und hob ein langes Messer vom Tisch.
"Nun denn, Eingetretener, sollst du unsere Gastfreundschaft erfahren."
Wieder lachten die kleinen und Laladia sah sie ihre Messer heben. Er griff neben seine Holzschüssel, um ihre Geste nachzuahmen, doch dort lag nur eine bleiche Wurzel. Plötzlich stand der Mann auf und stieß seinen Stuhl um.
"Dein Weg in dein nächstes Leben soll unseres und das unserer Kinder verlängern!"
Er stieß den Tisch um, die Kinder sprangen auf, die Frau lachte und zog ein Wetzmesser aus ihren Röcken, und Laladia erkannte endlich, in welcher Gefahr er sich befand.
Augenblicklich sprang sein Rapier aus der Scheide und er sprang auf.
Sofort zuckten Blitze durch sein Sichtfeld, als er gegen die Decke krachte. Momentelang schwamm seine Sicht und er verlor die Orientierung, bis sich ein beißender Schmerz in seine Seite fraß. Er stolperte rückwärts, das Messer wurde herausgerissen, dann stießen seine Schultern gegen den Türrahmen. Er stach das Rapier blind in den Raum, hörte einen Aufschrei und spürte weichen Widerstand, dann fiel er in die Hocke und rollte sich rückwärts durch die Tür.
Auf dem Rücken liegend sah er die Sonne über sich leuchten.
Er verschwendete keinen weiteren Augenblick, entfaltete seine Flügel und stieß sich mit ihrer Kraft wieder auf die Füße. Dann stieß er ein letztes Mal nach dem Schemen des Dorik, der gerade in der Tür auftauchte, und sprang in die Lüfte.
Während der Aiuri durch die Luft davonglitt, ohne Rucksack und mit einem langen blutenden Schnitt in Seite, fragte er sich, was er nicht verstanden hatte. Viele Jahre später, als er für seine Geschichten und seinen Tanz bereits weithin bekannt war, löste sich für ihn dieses Rätsel, als ein anderer Wanderer ihm von den Opferriten der Maldirkra Dorik erzählte, deren Opfer freiwillig in den Opferraum treten mussten, um sie Opfern zu können und die niemals das Haus ihrer Verwandten betraten und die rauschendsten Feste unter den Sternen feierten.
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Die Sprachen Erynnias
In Erynnia gibt es viele tausende Sprachen, doch vor Jahrtausenden schon hat sich die Sprache der Reisenden, die sich selbst Sprache der Hoffnung nennt, in fast allen Ländern verbreitet. Wie das geschehen ist, bleibt im Schleier der Jahrtausende und den Weiten des noch ungeschriebenen Wissens verborgen.
Normalerweise kann man annehmen, dass in jedem Dorf zumindest der Bürgermeister, oder eine Person in ähnlicher Position, und ein paar andere die Sprache beherrschen. In den meisten Dörfern lernen die Kinder diese Sprache gleichzeitig mit der Sprache ihrer Heimat, während in einigen das Wissen nur an die weitergegeben wird, die Handel treiben, oder in die Welt ausziehen wollen.
Die Sprache ist für die meisten Völker, Kulturen und Rassen leicht zu lernen, und flexibel genug, um auch komplizierteste und hitzigste Handelsgespräche in ihr zu führen.
Obwohl viele Magier sie als die Sprache des gemeinen Volkes ansehen, sprechen die meisten sie doch fließend und nutzen sie oft, da selbst viele magische Sprachen der Magierschulen sich so weit verändert haben, dass Magier anderer Schulen sie nicht verstehen, und jene, die sich nicht verändert haben, zu gefährlich und mächtig sind, um in der täglichen Sprache genutzt zu werden.
Die meisten Bewohner Erynnias nennen die Sprache Dsie Nai, ein Name, dessen Ursprünge lange vergessen sind, von dem aber vermutet wird, dass er von den Ashar stammt. Der Name, den Reisende für die Sprache benutzen, ist Hoffender, Esperanto, und genau das tun die Reisenden jeden Mond erneut, wenn sie unbekannte Dörfer und Städte betreten. Für diejenigen, die wirklich erfahren wollen, wie ein Gespräch zwischen Reisenden abläuft, empfehle ich esperanto.org, denn es gibt sie auch in unserer Welt.
Wie sich Esperanto in Erynnia ausgebreitet hat, und wie die Ashar auf den Namen Dsie Nai kamen, ist eine lange Geschichte, die Themen berührt, die alleine Spielleitern vorbehalten sind. Für wirklich Neugierige nur folgende Anregung:
Erynnia liegt nicht nur im Luftleeren Raum. In diesem Luftleeren Raum existieren unendlich viele andere Sonnen und unendlich viele Planeten, und schon vor den Magierkriegen vermuteten Sternsucher, dass es Leben außerhalb Erynnias geben könnte.
Da in jeder Region andere Sprachen gesprochen werden, wäre es vergebliche Liebesmüh, sie alle aufzählen zu wollen. Wichtig ist vielleicht noch, dass bisher nur sehr wenige Regionen ihre eigene Sprache für die Sprache der Händler aufgegeben habe. Die einzigen, sind jene Städte, in denen Wesen aus allen Teilen der Welt leben, so dass sie die einzige Sprachbasis bildet, aber selbst dort behalten die Wesen meist noch über Generationen hinweg ihre eigenen Sprachen bei oder lernen die der umgebenden Regionen, während sie sich der fremden Kultur anpassen.
Ein paar Besonderheiten dieser Sprache kann ich noch aufzählen:
- Das Wort für Wesen ist ulo, Person. "Mi vidis tri uloj en arbaro", bedeutet einfach: "Ich habe drei denkende/fühlende Wesen im Wald gesehen."
- Sie klingt fröhlich, und schwingt ruhig und beinahe alle Völker finden es angenehm Geschichten in der Handelssprache zu hören. Lokale Legenden werden jedoch fast immer in der Sprache des Ortes erzählt, so dass oft jedes Dorf eine eigene Identität in seinen Geschichten findet. Einige von diesen Geschichten werden von den Händlern dann weitergetragen und ihre Fassung auf Dsie Nai verbreitet sich in Erynnia.
- Klangbeispiel (Ringgedicht aus dem Herrn der Ringe (hat zwar einen Fehler, klingt aber richtig)):
Unu-Ringo:
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