Die Luridi


Dichte Rauchschwaden durchziehen den Schankraum der Morschen Planke, wie süssliche Nebel, die in den Hälsen der dort sitzenden eine Spur wie gezuckerten Schleikm hinterlassen, in den Nasen jedoch beissen wie eisstürme auf ungeschützter Haut.
Aus dem hinteren Ende des Raumes dringt der flackernde Schein eines Kaminfeuers durch die Schwaden. Dort vor dem Feuer blicken fünf Menschen, breitshcultrig wie Bären, auf den Schwarzen Umriss des Seemanns, der einen Bierhumpen in Händen auf dem Boden sitzt. Keiner der Zuhörer spricht ein Wort, als Wigur, der die Weiten der Meere kennt und die Welt von einem ende bis zum anderen bereist haben soll, von seiner letzten Fahrt erzählt.

"Auf den Frostinseln, weit im Norden, leben die Eisläfer, kleine Gesch&oumL;pfe von blauer Haut und vollendeter Grazie, wei und die alten Geschichten berichten.
Manches Mal treiben sie mit dem Packeis nach drau§en, wo sie in die luten des Meeres stürzen und elendig verenden. Sie sollen dem, der ihnen hilft unendlcieh Schätze versprechen.
Bei unsrer letzten Fahrt jedoch fanden wir einen von ihnen. "

Der Kapitän zieht die Luft durch die Nase ein und sieht seinen Zuhörern in die Augen. Inzwischen ist der Kreis grösser geworden. Mehr als Zwanzig Seefahrer blicken aus Augen, die von derber Haut, wie gegerbtem Leder umgeben sind und doch gespannt wie die von Kindern leuchten, zurück. Leise fährt Wigurs mit seinem Bericht fort.

"Er hatte eine Haut, blassblau wie der Himmel kurz nach dem aufsteigen der Sonne und ständig perlten Wassertropfen aus ihr heraus, wie aus einem undichten Schlauch. Sein Schopf reichte mir kaum bis zum Gürtel und um seinen Bauch hätte ich meine Hände zweimal herumlegen können, so dünn war er. "Wir hatten ihn von einer Eisscholle gefischt und auf die Deckplanken gelegt. Doch als er nach zwei Stunden erwachte, dachte er nicht einmal daran sich zu bedanken. Seine Augen glitzerten wie Hagelkörner und sein Blick konnte einen Mann bis in seine Grundfesten erschüttern, als er aufsprang und meinen Maat ansprang. Nur der Blick seiner Augen genügte um meine gesamte Mannschaft erstarren zu lassen. Nur ich konnte mich von der eisigen Starre seiner Pupillen befreien. Heldenhaft sprang ich vor und stiess ihn in die Tiefen des Meeres.
"Er versank wie ein Stein. Nicht einmal Luftblasen stiegen an die Oberfläche und mein Schiff war gerettet. "

Forsch stellt er seinen humpen auf den Boden und fordert vom Wirt ein weiteres Bier. Dabei wirft er einmal einen verstohlenen Blick in die Ecke des Schankraumes, wo sein Maat sitzt und mit flinken Fingern die Silbernen Münzen zählt, die sie mit dem Verkauf des Obsidians einnahmen , das der Eisläufer ihnen für seine Rettung von der Scholle und die Rückkehr aufs Eis gegeben hat und dessen Hand immer wieder über seinen Handrücken fährt und &uum;ber die fingernagelgrosse eiskalte Fläche streicht, auf der sich Wasser in kleinen Tropfen absetzt, und die ihn für immer als Freund der Luridi, der Seeweicher, wie sie sich nennen, zeichnet. Dann beginnt er eine &aumL;ltere Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte, aus der Zeit, als er jünger war und die Warmenn Meere im Süden bereiste. Eine Geschichte wie aus einer anderen Welt für diese Männer, die nie die Wärme eines wirklichen Sommers gespürt hatten. .


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