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Das schwimmende Schloss
Blaue Nebel flossen über die kalten Wasser der Aurion-Sees und stiegen auf den Strand. Wie flüssige Wolken wanderten Nebelschwaden über die feinen Körner, umschwebten Steine und kletterten über die Wurzeln der grossen Weiden.
Zwischen den Weiden, grosse tiefblaue Augen auf die näherkommenden Schwaden gerichtet, stand eine einsame Gestalt. Im Licht des Vollmondes glitt ihr Schatten über den Nebel und formte fremdartige Gestalten, riesenhafte Schemen über der Wasseroberfläche.
Wie eine sich windende Schlange zuckte ein dünner Schatten im Nebel, sprang von Nebelfetzen zu Nebelfetzen. Der sich verdichtende Nebel stieg höher und umfloss die Beine der Gestalt, verfing sich in feinem Fell und umschmeichelte dünne, mit feinen Seidenbändern gebundene, Lederschuhe.
Bewegungslos stand die Gestalt und die Nebel stiegen höher, über die bis fast zu den Knöcheln reichende rostbraune Leinenhose, um die schmalen Hüften, verfingen sich im Saum des einfachen hellbraunen Leinenhemdes, über die sanften Wölbungen der Brüste, um kräftige Schultern, stiegen weiter. Wirbelten über den Hemdkragen, um glattes Fell, im Rythmus des Blutes zitternd, über die Wölbung des Kinns, um glatte, hellbraune, im einer unwirklichen Brise wehene, Haare, ein sanftes Lächeln auf den Lippen, die spitzen Wangenknochen, einen Tupfen weissen Fells auf der rechten Wange, über die tiefblauen Augen. in letzten Wirbeln schloss sich der Nebel über den Haaren und verschlang die Gestalt wie ein Fluss einen Kieselstein.
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In der Stadt Lugh saß eine besorgte Mutter drei Tage lang vergeblich mit dem Hochzeitsessen. Dann verschwand auch sie.
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